Mit dem Schlimmsten rechnen wir häufig. Wir versichern uns gegen alle möglichen Missgeschicke des Lebens, gegen Naturkatastrophen, Epidemien und gegen alles, was an Üblem so passieren könnte. Das alles kann natürlich eintreten und gerade uns treffen. Doch kalkulieren wir im gleichen Maße auch das Gute ein? Vielleicht sogar das Glück?
In der Soziologie und Psychologie gibt es den Begriff der »sich selbst erfüllenden Prophezeiung«. Sie tritt ein, wenn bestimmte Erwartungen geschürt werden und wir daran glauben, dass es so ist. Je tiefer das Stimmungsbarometer in Umfragen sinkt, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass die Lage – welche auch immer – schlecht wird oder bleibt. Denn wir befürchten das Negative und verlieren die Hoffnung, dass es auch positiv enden kann und wir dazu sogar beitragen könnten. Der Philosoph Ernst Bloch (1885 – 1977) hat es so formuliert: »Wenn wir zu hoffen aufhören, kommt, was wir befürchten, bestimmt«.
Hoffnung ist das Gegenteil von Furcht, und nach Meinung des englischen Dichters Samuel Johnson (1709 – 1784) »vielleicht das größte Glück, das diese Welt bereit hält«. Aus Hoffnung entsteht Zuversicht: dass uns das Leben insgesamt gelingen kann, selbst wenn wir zwischendurch scheitern, dass aus Niederlagen neue Möglichkeiten entstehen können, und dass auch das Glück zu unserem Leben gehört. Mag sein, dass der Dichter Fjodor Michailowitsch Dostojewski (1828 – 1881) es recht pathetisch formuliert hat, doch sein Blick auf das Glück ist zumindest zuversichtlich: »Alles ist gut. Der Mensch ist unglücklich, weil er nicht weiß, dass er glücklich ist. Nur deshalb. Das ist alles, alles! Wer das erkennt, der wird gleich glücklich sein, sofort im selben Augenblick«.
Zuversicht ist ein Mosaikstein des Glücks, weil es so ist, wie das chinesische Sprichwort sagt: »Wenn ich einen grünen Zweig im Herzen trage, wird sich ein Singvogel darauf niederlassen«. Oder auch das Glück!
Kapitel aus: »Tagebuch zum Glück«, Monika Thiel, 2009