Archive for the ‘Das Gl’ Category

Zuversicht

Montag, März 22nd, 2010

Mit dem Schlimmsten rechnen wir häufig. Wir versichern uns gegen alle möglichen Missgeschicke des Lebens, gegen Naturkatastrophen, Epidemien und gegen alles, was an Üblem so passieren könnte. Das alles kann natürlich eintreten und gerade uns treffen. Doch kalkulieren wir im gleichen Maße auch das Gute ein? Vielleicht sogar das Glück?

In der Soziologie und Psychologie gibt es den Begriff der »sich selbst erfüllenden Prophezeiung«. Sie tritt ein, wenn bestimmte Erwartungen geschürt werden und wir daran glauben, dass es so ist. Je tiefer das Stimmungsbarometer in Umfragen sinkt, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass die Lage – welche auch immer – schlecht wird oder bleibt. Denn wir befürchten das Negative und verlieren die Hoffnung, dass es auch positiv enden kann und wir dazu sogar beitragen könnten. Der Philosoph Ernst Bloch (1885 – 1977) hat es so formuliert: »Wenn wir zu hoffen aufhören, kommt, was wir befürchten, bestimmt«.

Hoffnung ist das Gegenteil von Furcht, und nach Meinung des englischen Dichters Samuel Johnson (1709 – 1784) »vielleicht das größte Glück, das diese Welt bereit hält«. Aus Hoffnung entsteht Zuversicht: dass uns das Leben insgesamt gelingen kann, selbst wenn wir zwischendurch scheitern, dass aus Niederlagen neue Möglichkeiten entstehen können, und dass auch das Glück zu unserem Leben gehört. Mag sein, dass der Dichter Fjodor Michailowitsch Dostojewski (1828 – 1881) es recht pathetisch formuliert hat, doch sein Blick auf das Glück ist zumindest zuversichtlich: »Alles ist gut. Der Mensch ist unglücklich, weil er nicht weiß, dass er glücklich ist. Nur deshalb. Das ist alles, alles! Wer das erkennt, der wird gleich glücklich sein, sofort im selben Augenblick«.

Zuversicht ist ein Mosaikstein des Glücks, weil es so ist, wie das chinesische Sprichwort sagt: »Wenn ich einen grünen Zweig im Herzen trage, wird sich ein Singvogel darauf niederlassen«. Oder auch das Glück!

Kapitel aus: »Tagebuch zum Glück«, Monika Thiel, 2009

Vertrauen

Montag, März 22nd, 2010

 »Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser«, lautet ein Sprichwort, das Sie sicher kennen. Wie gefällt es Ihnen umgekehrt: Kontrolle ist gut, doch Vertrauen ist besser. Vertrauen ist stets ein Vorschuss auf das Gute, auf das wir vertrauen, von dem wir allerdings nicht wissen, ob es auch tatsächlich eintritt. Doch die Wahrscheinlichkeit, dass sich dieser Vorschuss lohnt, ist hoch. So hat zum Beispiel der Mathematiker und Biologe Martin A. Nowak von der Harvard University in spieltheoretischen Experimenten herausgefunden, dass Menschen ihre Entscheidungen überwiegend danach ausrichten, wie sich der andere zuvor verhalten hat. Wer selbst großzügig war, bekam auch großzügige Resonanz, und wer anderen Vertrauen schenkte, dem wurde ebenfalls vertraut.

 

Daran scheint sich seit Jahrtausenden nichts verändert zu haben. Es kommt immer darauf an, was wir einbringen. Bereits Johannes Chrysostomos (349 – 407 n. Chr.), der Erzbischof von Konstantinopel war, sagte: »Das wahre Glück besteht nicht in dem, was man empfängt, sondern in dem, was man gibt.« Somit wäre das Handlungsprinzip zum Glück recht einfach. Je mehr Positives wir geben, desto glücklicher sind wir – und desto mehr Positives bekommen wir auch zurück.

 

Das mag simpel und naiv klingen, und es gibt natürlich auch das entgegengesetzte Modell: dass wir im Leben nur etwas erreichen können, indem wir uns gegen andere Menschen durchsetzen und ihnen erst dann vertrauen sollten, wenn wir wissen, dass dies gerechtfertigt ist. Doch wenn es um Glück geht, lohnt  sich zumindest die Frage: Welche Einstellung und welches Verhalten macht mich tatsächlich glücklicher?

 

Vertrauen ist ein Mosaikstein des Glücks, weil sich eine vertrauensvolle Haltung in jeder Hinsicht lohnt: Wir selbst sind zuversichtlicher, wenn wir vertrauen, wir bekommen von anderen Menschen wiederum Vertrauen geschenkt, und es fällt uns auch leichter, dem Leben insgesamt – und dem Glück – zu vertrauen.

 

 

Auszug: »Tagebuch zum Glück«, 2009, Monika Thiel